Donnerstag, 08.05.2025 - Besiegt - oder befreit?
Besiegt - oder befreit?
Ich bin am 21. September 1948 in Bartmannshagen-Grimmen in Vorpommern geboren. Drei Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs. Ich hab als Kind das zerstörte Deutschland gesehen - vom Körper und vom Geist her. Das Land ist psychisch defekt - bis heute.
Meine Mutter war 1921 geboren, und war 12 Jahre alt als Adolf Hitler in Jahr 1933 Reichskanzler wurde.
Beim Kriegsbeginn 1939 war meine Mutter gerade 18 Jahre alt. Sie hatte 1940 geheiratet - und war 1944 schon Kriegswitwe - ihr Mann war als Soldat durch eine Granate gefallen.
Meine Mutter war in keiner politischen Organisation des Dritten Reichs Mitglied. Sie war durch ihre Mutter (+ 1924) nicht richtig arisch geboren - sie sollte (durch einen Nazi-Pfarrer) nicht konfirmiert werden.
Mit 14 ging meine Mutter nach Berlin - zur Schwester ihres Vaters, eine Freundin ihrer verstorbenen Mutter, und machte eine Lehre beim „Lette Verein Berlin“.
Wegen des Bombardements der Alliierten verließ meine Mutter 1944 Berlin - ging in ihren Geburtsort Kreuz/Schneidebühl. Den neuen Arbeitsplatz verließ sie Januar 1945 mit ihrem Arbeitgeber „Stadt Kreuz“ vor dem Roten Armee. In Richtung Grimmen/Vorpommern.
Die Stief-Mutter (meine Mutter) mit dem Halb-Bruder (10) und der Halb-Schwester (16) floh vor der Roten Armee mit einem Bauern mittels eines Pferdewagens. Sie wurden von der Roten Armee überrollt, die Schwester (16 Jahre alt) wurde von rund sieben russischen Soldaten vergewaltigt.
Der Bruder meines Großvaters blieb in Kreuz/Schneidemühl mit seiner Familie auf seinem Bauernhof - zusammen mit einer Frau und ihren Kindern, die mit einem Koffer - in dem die Post-Uniform ihres Mannes.
Sowjetische Soldaten (besoffen -wie man später erzählt) überfielen den Bauernhof und entdecken die Post-Uniform - und schrien „Nazis“ - und als der Bruder meines Großvaters etwas sagen wollte, erschießen die Soldaten alle Erwachsenen.
Durch Bombardements auf Deutschland, bei Fluchten und andere Kriegseinwirkungen kamen ein Drittel meiner Verwandten im zweiten Weltkrieg getötet.
Der 8. Mai 1945 - „Besiegt oder befreit?“
Ich habe als kleiner Junge bei den Großeltern meine Tante, die Schwester meiner Mutter, erlebt, die jede Nacht fürchterlich brüllte und schrie. Auswirkungen der Vergewaltigungen - sie konnte auch keine Kinder bekommen.
Ich habe in den Straßen in Berlin und Grimmen die Kriegskrüppel gesehen - ich sah die grauenvollen Ruinen in Berlin bei meinen S-Bahn-Fahrten Kilometer lang …
Mein Vater (1921 geboren, 1933 war er 12 Jahre alt - war niemals in einer Nazi-Organisation) kam 1947 aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück - seine Heimat war polnisch - seine Eltern wohnten nach ihrer Flucht in einem Zimmer in Grimmen - meine Großmutter war 1946 gestorben.
Und mein Vater wurde SED-Mitglied - wegen der „Kriegs-Verbrechen der Deutschen (Wehrmacht und SS) in Russland“ - wie mir sagte - und gab 1953 sein Partei-Mitglied-Buch zurück - Grund: echte „Sozialisten schießen nicht auf streikende Arbeiter“.
1958 verließen meine Eltern die DDR, das Paradies der Arbeiterklasse. Ich wurde in den deutschen Kapitalismus verschleppte.
Klar …. Für mich ist der 8. Mai 1945 kein Tag der Befreiung. Sondern eine historische Begebenheit … Ich bin Psychiater der deutschen - auch nicht ihr Pfarrer. Siehe der FAZ-Artikel von Dr. Hubertus Knabe.
Mein Vater liebte Russland. Ich weiß nicht warum. Aber ich bin Kriegsdienstverweigerer. Ich werde niemals in einen Krieg gegen Russland gehen. JDU
Kommentare
Kommentar veröffentlichen